Stefan Ram
2024-01-09 19:22:54 UTC
*** Spoiler! ***
Nach diversen Erwähnungen im Usenet, habe ich nun also
"' — All You Zombies — '" von Heinlein gelesen.
*** Spoiler! ***
Es handelt sich um eine "Zeitparadox"-Kurzgeschichte. Dies hätte
ich aufgrund des Titels nicht unbedingt erwartet.
Worin besteht das "Paradox"? Gibt es überhaupt eins? - Man könnte
sagen, das Paradox bestehe darin, daß das, was dort geschildert
wird, nicht möglich sein sollte. Ein Naturwissenschaftler könnte
jetzt natürlich einwenden: "Es /ist/ ja auch nicht möglich!". Aber
in Geschichten ("Phantasy!") kann man eben Dinge beschreiben, die
real nicht möglich sind. Ist das das Paradox?
(Natürlich ist die Kunst bei einer guten Geschichte unter
anderem, daß sie interessant ist. Wenn man sich irgendetwas
Beliebiges ausdenkt, ist es nicht unbedingt interessant,
selbst wenn es unmöglich ist.)
Obwohl der ungewöhnliche Zeitablauf der Geschichte die
Aufmerksamkeit mancher Leser auf sich zieht, wundere ich mich
über Dinge, die nicht direkt damit zu tun haben:
Warum läßt Heinlein die in der Geschichte vorkommende Frau als
ziemlich häßlich erscheinen? (Vielleicht damit es plausibel wird,
daß sie keine oder wenige andere Männer hatte?)
Warum verschwanden alle anderen Menschen für den Erzähler,
nachdem er ein Kopfschmerzmittel eingenommen hatte?
(Dies wird ganz am Ende der Geschichte berichtet.)
Gegen Ende der Geschichte wird die Realität der anderen Menschen
in Frage gestellt. Dies steht im Widerspruch dazu, daß in unserer
realen Welt gerade die normalen Menschen real sind und Zeitreise-
Menschen (wie der Erzähler) irreal. Es ist also eine Art von
Umkehrung der Verhältnisse. - Warum erzählt Heinlein das?
Vielleicht hat es eine Analogie darin, daß es für einen
Verrückten manchmal so zu sein scheint, daß alle anderen
Menschen verrückt sind, und er nicht?
Wer kann sagen, wer wirklich verrückt oder wer wirklich real ist?
Für einige ist der Zeitreisende sich gegen Ende der Geschichte
bewußt, daß er die (praktisch) einzige Person in einer Geschichte
ist. Die Realität des Zeitreisenden ist die Realtät einer
Geschichte. In dieser Geschichte ist der Erzähler die einzige
Person und Zeitreisen sind möglich. In unserer Realität, ist der
Erzähler nicht vorhanden, Zeitreisen sind nicht möglich, aber es
gibt mehrere verschiedene Menschen. In einem gewissen Sinne ist
unsere Realität auch ein Geschichte, die Interpretation der Welt
wird ja durch die Kultur unserer Sprache und Erzählungen geprägt.
In unserer Realität haben Kopfschmerzmittel nicht die
Eigenschaft, andere Menschen zum Verschwinden zu bringen.
In der Geschichte anscheinend schon.
Nach diversen Erwähnungen im Usenet, habe ich nun also
"' — All You Zombies — '" von Heinlein gelesen.
*** Spoiler! ***
Es handelt sich um eine "Zeitparadox"-Kurzgeschichte. Dies hätte
ich aufgrund des Titels nicht unbedingt erwartet.
Worin besteht das "Paradox"? Gibt es überhaupt eins? - Man könnte
sagen, das Paradox bestehe darin, daß das, was dort geschildert
wird, nicht möglich sein sollte. Ein Naturwissenschaftler könnte
jetzt natürlich einwenden: "Es /ist/ ja auch nicht möglich!". Aber
in Geschichten ("Phantasy!") kann man eben Dinge beschreiben, die
real nicht möglich sind. Ist das das Paradox?
(Natürlich ist die Kunst bei einer guten Geschichte unter
anderem, daß sie interessant ist. Wenn man sich irgendetwas
Beliebiges ausdenkt, ist es nicht unbedingt interessant,
selbst wenn es unmöglich ist.)
Obwohl der ungewöhnliche Zeitablauf der Geschichte die
Aufmerksamkeit mancher Leser auf sich zieht, wundere ich mich
über Dinge, die nicht direkt damit zu tun haben:
Warum läßt Heinlein die in der Geschichte vorkommende Frau als
ziemlich häßlich erscheinen? (Vielleicht damit es plausibel wird,
daß sie keine oder wenige andere Männer hatte?)
Warum verschwanden alle anderen Menschen für den Erzähler,
nachdem er ein Kopfschmerzmittel eingenommen hatte?
(Dies wird ganz am Ende der Geschichte berichtet.)
Gegen Ende der Geschichte wird die Realität der anderen Menschen
in Frage gestellt. Dies steht im Widerspruch dazu, daß in unserer
realen Welt gerade die normalen Menschen real sind und Zeitreise-
Menschen (wie der Erzähler) irreal. Es ist also eine Art von
Umkehrung der Verhältnisse. - Warum erzählt Heinlein das?
Vielleicht hat es eine Analogie darin, daß es für einen
Verrückten manchmal so zu sein scheint, daß alle anderen
Menschen verrückt sind, und er nicht?
Wer kann sagen, wer wirklich verrückt oder wer wirklich real ist?
Für einige ist der Zeitreisende sich gegen Ende der Geschichte
bewußt, daß er die (praktisch) einzige Person in einer Geschichte
ist. Die Realität des Zeitreisenden ist die Realtät einer
Geschichte. In dieser Geschichte ist der Erzähler die einzige
Person und Zeitreisen sind möglich. In unserer Realität, ist der
Erzähler nicht vorhanden, Zeitreisen sind nicht möglich, aber es
gibt mehrere verschiedene Menschen. In einem gewissen Sinne ist
unsere Realität auch ein Geschichte, die Interpretation der Welt
wird ja durch die Kultur unserer Sprache und Erzählungen geprägt.
In unserer Realität haben Kopfschmerzmittel nicht die
Eigenschaft, andere Menschen zum Verschwinden zu bringen.
In der Geschichte anscheinend schon.