Post by Martin EckelHallo,
in jedem Film, der mir in den Kopf kommt, wo in einem Raumschiff durch Rotation Gravitation simuliert wird, hat das Raumschiff immer einen nicht rotierenden Teil und einen rotierenden Teil.
Das ist doch ein ingenieursmäßiger Alptraum. Wie will man das Drehlager luftdicht bekommen?
Bin kein Ingenieur.
Wenn Drehlager und im Drehlager rotierender Teil insgesamt in eine Art nach außen
luftdichte Kapsel eingebaut sind, muss das Drehlager nicht unbedingt luftdicht sein.
Hat man innen wegen der Vermischung von rotierter und nicht rotierter Luft vielleicht
ein leichtes Windchen und muss immer mal wieder den rotierenden Teil anschubsen, weil
Windchen in dem Fall ja bedeutet, dem rotierenden Teil kinetische Energie zu entziehen.
Post by Martin EckelElektrische Anschlüsse, evtl. Wasser und Abwasser etc. sind doch auch doof auszuführen.
Elektrizität evtl über Mikrowelle oder Umwandlung in Licht und Rückumwandlung per
futuristischer Solarzelle mit hohem Wirkungsgrad, oder gleich einen Reaktor im
rotierenden Teil.
Oder wenn eine Kontaktgebung okay ist, die dem rotierenden Teil kinetische Energie
entzieht und mechanisch verschleißt, zB durch Reibung, dann vielleicht Schleifkontakte
à la Eisenbahnoberleitung oder Gleitkontakte dort, wo der rotierende Teil ins
Drehlager eingehängt ist.
Oder, salopp gesagt, vielleicht könnte man in die Wand/den Zylindermantel des
rotierenden Teils, gegen die/den die Zentrifugalkraft, die die Schwerkraft ersetzen
soll, die Leute drückt, Ringe mit nach innen offenen Rinnen einlassen, in denen sich
ein möglichst gesundes stromleitendes Ferrofluid (stromleitende magnetische
Flüssigkeit) befindet, das wegen der Zentrifugalkraft und/oder wegen Magnetismus
in der Rinne bleibt und nicht nennenswert im rotierenden Teil herumspritzt und da
dann sozusagen vom Drehlager aus zur nicht rotierenden Stromquelle führende
Drähte" reintunken und im rotierenden Teil die Elektrizität auch über
reingetunkte "Drähte" oder die Rinnenwände selbst entnehmen.
So vom Grundprinzip her. Ausfeilen können andere das besser als ich. Die "Drähte"
würden natürlich in der Flüssigkeit -äh- reiben und so dem rotierenden Teil
kinetische Energie entziehen, aber viel weniger als irgend so ein Schleifkontakt.
Verschleiß wäre wohl auch geringer.
Wenn der Rotationskörper und das Drehlager in eine umschließende Kapsel eingebaut
wäären, und man mit einer Lösung einverstanden wäre, bei der dem rotierenden Teil
laufend über das Drehlager, etwa über eine Art Motor, kinetische Energie zugeführt
und durch Umwandlung in elektrische Energie wieder entzogen wird, wobei es eine
Herausforderung wäre, Energiezufuhr und Energieentzug immer gleich groß zu halten,
könnte man im Drehlager die umschließende Kapsel und den innen rotierenden Teil in
Relation zueinander gegenläufig rotieren lassen. Dann könnte man aus dem rotierenden
Teil und der ihn umschließenden Kapsel eine Art Dynamo basteln, bei dem zB die
Magnete in der umschließenden Kapsel fest sind und die Drahtspulen in den rotierenden
Teil integriert sind und bei dem der in der Drahtspulen erzeugte Strom nicht nach
außen geführt, sondern im rotierenden Teil genutzt wird. Das ganze System müsste
man einmalig (mit der ständigen Möglichkeit zur Nachjustierung) so in Rotation
versetzen, dass bei gegenläufiger Rotation von umschließender Kapsel und rotierendem
Teil die umschließende Kapsel in Relation zu den umgebenden Himmelskörpern oder
andockenden Gerätschaften nicht rotiert.
Oder was weiß ich.
So, wie es mindestens einen Übergangspunkt geben muss, an dem Menschen den
Rotationskörper betreten und verlasen können, wären vielleicht auch Übergangspunkte
denkbar, an denen Akkus und Brauchwasser und Abwässer portionsweise/Tank-weise/
Fass-weise übergeben werden können.
Oder man macht - schließlich ist es Science Fiction, den Übergangspunkt einfach
als Holodeck oder beamt die Leute und die Sachen rein und raus. Oder wickelt den
Personen-, Waren- und Enegietransfer über ein quantenverschobenes Paralleluniversum
ab, wo die Leute und das Zeugs vom nicht rotierten Teil aus hin geschickt und von
wo aus die Leute und das Zeugs dann in den rotierenden Teil geschickt werden.
Oder zwei Mini-Stargates, eins im nicht-rotierten Teil, eins im rotierten Teil, .... ;->
Post by Martin EckelMal ganz abgesehen vom Fail-Safe Aspekt. Was ist, wenn sich das Lager festfrisst? Das reißt einem nachher das ganze Raumschiff entzwei.
Kommt drauf an wie stabil das ist bzw wie groß die wirkenden Kräfte überhaupt
sind. Statt dass etwas entzwei reißt, wäre ja auch denkbar, dass bisher nicht
rotierende Teile halt mit in Rotation versetzt werden.
Was macht man wenn das Ding nicht mehr ausgewuchtet ist, weil sich alle schweren
Leute im rotierenden Teil am selben Ort treffen?
Oder wenn dem rotierenden Teil kinetische Energie dadurch entzogen wird, dass
schwere Leute einsteigen und dabei eine Zufuhr von kinetischer Energie erhalten?
Post by Martin EckelWarum dreht man nicht einfach das komplette Raumschiff um seine Achse?
Vielleicht soll sich nicht alles drehen - irgendwelche schwenkbaren Steuerdüsen
zum Beispiel mit denen man das ganze Dingens insgesamt in Relation zu anderen
Himmelskörpern anders ausrichten und/oder -äh- bewegungsverändern können soll?
Post by Martin EckelWozu braucht man unbedingt einen nicht rotierenden Teil?
Gibt dafür irgendeinen guten Grund, daß das immer so dargestellt wird oder ist sieht das einfach nur "geiler" aus?
In 2001, Odysee im Weltraum, wollten sie vielleicht nicht, dass Anna, Betty
und Clara, die EVA-Pods/Raumkapseln, beim Verlassen der Garage rotieren.
In dem Film Armageddon haben die Freedom und die Independence beim Andocken
an die MIR wegen der Rotation Feinarbeit zu leisten.
In Interstellar gibts, unter anderem was Rotationsprobleme angeht, auch eine
nette Andock-Szene.
Mit freundlichem Gruß
Ulrich